Therapeutische Vorteile von Videospielen bei Patienten mit Schizophrenie
In einem kürzlich veröffentlichten Forschungspapier des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf in Deutschland wurde berichtet, dass Videospieltraining kognitive Funktionen und neuronale Plastizität bei Patienten mit Schizophrenie verbessern kann.
Das Forschungsteam unter der Leitung von Maxi Becker untersuchte dies, indem sie 95 Patienten mit Schizophrenie rekrutierte und mit einer Gruppe von 82 gesunden Kontrollpersonen verglich. Die Teilnehmer wurden zufällig in drei Gruppen eingeteilt: Spielen eines 3D-Videospieles (Super Mario 64), eines 2D-Videospieles (New Super Mario Bros) oder das Lesen von E-Books (aktive Kontrollgruppe mit einer Auswahl von 13 Büchern). Jeder nahm täglich 30 Minuten lang an seiner zugewiesenen Aktivität für acht Wochen teil.
Vor und nach dem achtwöchigen Zeitraum beurteilten die Forscher die kognitive Funktion und die psychische Gesundheit der Teilnehmer. Außerdem nutzten sie die funktionale Magnetresonanztomographie (fMRT), um Veränderungen in der Gehirnvernetzung zu messen.
Die Gesamtergebnisse waren vielversprechend. Beide Videospielgruppen zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikante Verbesserungen bei der Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit.
Diese Verbesserungen korrelierten mit einer verbesserten funktionalen Vernetzung zwischen dem Hippocampus und dem präfrontalen Cortex (HC-PFC), Bereichen des Gehirns, die für Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen wesentlich sind. Dieses Ergebnis ist besonders relevant, da eine gestörte HC-PFC-Verbindung konstant mit kognitiven Beeinträchtigungen bei Schizophrenie in Verbindung gebracht wird.
Bemerkenswert ist auch, dass die Studie Verbesserungen bei negativen Symptomen und genereller Psychopathologie berichtete, gemessen an der PANSS-Skala, welche Faktoren wie Depression, Angst und Störungen der Willensbildung unter anderem beinhaltet. Die Patienten berichteten auch von einem größeren Gefühl der psychischen Gesundheitserholung im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Obwohl der genaue Mechanismus für diesen Effekt unklar ist, vermuten die Forscher, dass dies auf die allgemeinen Anforderungen der Videospiele zurückzuführen sein könnte. Dazu gehören kontinuierliche und zielorientierte Interaktion, Anreize und Gamification-Elemente sowie Belohnungsaspekte, die möglicherweise die Dopaminspiegel im Gehirn erhöhen könnten. Insbesondere wird ein Dopaminmangel im präfrontalen Cortex mit negativen Symptomen bei Schizophrenie in Verbindung gebracht.
Darüber hinaus räumten die Forscher ein, dass die Auswirkungen der Videospielintervention zwischen den 2D- und 3D-Bedingungen nicht signifikant unterschiedlich waren, was darauf hindeutet, dass die spezifische Art des Spiels weniger wichtig sein könnte als die allgemeine kognitive Beteiligung, die es bietet.
Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, weisen die Autoren auf einige Einschränkungen hin. Zum Beispiel die Stichprobengröße, die aufgrund von Abbrüchen, insbesondere bei Patienten mit schwereren Symptomen, reduziert wurde. Dies legt nahe, dass zukünftige Studien davon profitieren könnten, sich auf stabilere Patienten zu konzentrieren oder sogar Hochrisikopersonen einzubeziehen.
Darüber hinaus waren die beobachteten Effekte bescheiden, was darauf hindeutet, dass Videospiele als ergänzende Behandlung neben Medikamenten und Therapie gesehen werden sollten, nicht als eigenständige Lösung. Weitere Forschungen sind notwendig, um die Mechanismen vollständig zu analysieren und die potenziellen Vorteile für diese breitere Bevölkerungsgruppe zu erforschen.
Insgesamt liefert diese Studie erste Anzeichen dafür, dass Videospieltraining eine vorteilhafte Intervention bei Schizophrenie sein kann. Es bietet ein kostengünstiges, ansprechendes und potenziell effektives Instrument zur Verbesserung der kognitiven Funktion, Reduzierung der Symptome und Förderung der psychischen Gesundheitserholung bei Patienten mit Schizophrenie. Zukünftige Forschungen können sein Potenzial weiter erforschen und seinen Einsatz für diese komplexe psychische Störung verfeinern.
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